Dienstag, 27. März 2007

Todeszelle

Heute früh ging es mir schlecht. Obwohl das Wetter wunderbar war. Ich habe so realisiert, was mit mir los ist; wie in einer Todeszelle. Ich weiß, ich werde bald sterben, weiß aber noch nicht wann. Und mein Tod wird nicht so human sein wie der eines Täters; einfach Erschießen oder Giftspritze.

Ich will darüber nicht schreiben, dann geht es mir gleich schlechter. Ich war dann schwimmen und dadurch fühlte ich mich wieder besser. Ich bin so einsam. Immer allein. Keiner, der mich fragt, wie war denn dein Knochenszintigramm, ich möchte mit dir dies oder das machen. Mir fehlt eine verbindliche Bezugsperson. Die jetzt hier im Zimmer oder im Nebenzimmer sitzt, einfach da ist, oder auch alleine wohnt, aber irgendwann kommt, meinetwegen auch wieder geht, für die ich aber einer der wichtigsten Menschen bin. Wer gibt sich schon ab mit einer Frau, die zerschnitten ist, obwohl man es so nicht sieht, die bald oder später sterben wird, und dabei auch noch ihre Ecken und Kanten hat?

Ich bin gern allein, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich wirklich richtig allein bin. Nein, ich schreibe nicht weiter, das ist schlecht für mich.

Sonntag bin ich 6 Stunden mit dem Rad gefahren. Eigentlich eher unfreiwillig. Ich war mit einer Freundin unterwegs und wir haben uns ein wenig verfranst. Wenn es noch asphaltierte Wege gewesen wären, aber es war teilweise ein wenig unwegsam. Ich bin ja völlig untrainiert, vor allem seit meiner letzten Operation. Danach habe ich erst mal eine Voltaren geschluckt und wahrscheinlich deshalb die Folgen nicht so gespürt.

Samstag, 24. März 2007

Elendig einsam und Angst

Die Einsamkeit kenne ich ja immer. Auch wenn ich mit Leuten rede und so viel unternehme. Ich fühle mich mit keinem Menschen verbunden, weil ich nicht wirklich einen habe.

Das Schlimmste ist diese Scheiß-Angst zu sterben. Ich realisiere das manchmal gar nicht. Jetzt habe ich es schwarz auf weiß, dass ich auf Rente gehen muss. Muss - wegen des Geldes. Muss - weil auf einmal ein ganzer Aufgabenbereich wegfällt, für den ich kompetent bin. Ich bin weg vom Fenster, sie fragen ja schon gar nicht mehr nach mir. Na ja, Schule. Da rennt sowieso jeder immer von Stunde zu Stunde. Ich habe auch nicht so viel Kontakt bekommen. Nie. Dort erst recht nicht.

Diese Scheiß-Angst, die mir ja auch keiner ausreden kann, weil es so ist. Zwei Jahre sollen es sein, aber es können auch acht werden, wenn ich ein Einzelfall bin. Von den 2 Jahren sind schon 6 Monate rum.

Ich war 23 Jahre verheiratet. Mein Ex hat längst wieder Familie und Kinder. Aber jetzt, wo ich mich so extrem mies fühle, würde ich ihn sogar bitten, mich zu unterstützen. Ich habe gar keinen Kontakt mehr zu ihm. Habe ihn mal flüchtig gesehen bei einer Abschlussfeier für unseren Sohn. Wenn ich ihn bitten würde, ich hätte so eine Angst, dass er absagt oder es ungern macht, wie ich ihn kenne, ist er dazu in der Lage.

Wo sollen denn meine ganzen Sachen hin, meine Bilder, die Erinnerungen an meine Mutter, die jetzt erst kürzlich in ein Pflegeheim musste und ich die ganzen Sachen von ihr, die mir lieb sind, hierher mitgenommen habe, weil die Wohnung ja ausgeräumt werden musste ... Ob mein Sohn die alle wegwerfen wird? Verstehen würde ich es.

Es ist eine Kälte um mich herum. Ich habe das Gefühl, als müsste ich mein eigenes Leben entsorgen, schon mal Sachen verschenken, nichts Neues anschaffen ...

Ich steigere mich hier so hinein, jetzt höre ich auf zu schreiben, es ist so verdammt ungerecht ...

Dienstag, 20. März 2007

Knochenszintigramm

Heute hatte ich ein Knochenszintigramm; eine diskrete Verdichtung im Beckenknochen, die auf der Computertomographie gesehen wurde, sollte näher untersucht werden. Es wurde nichts gesehen. Mein Tumormarker ist jetzt runter auf 47,5. Also versuche ich erst einmal, ruhig zu werden und mich noch nicht aus dem Leben zu verabschieden. Gedanklich, meine ich.

Auch Dr. W. erzählte mir noch was von vielen Chancen, die ich hätte. Klar, Mutmacher sind mir lieber. Da ist die folgende Zeit erst einmal wieder ziemlich normal. Aber bald schleicht sich dann wieder die Angst ein.

Dass ich nicht mehr arbeiten muss, finde ich gar nicht so schlecht. Wenn es mir gut geht, bin ich für die Zeit unheimlich dankbar. Nachdem ich bei Dr. W. war, habe ich mich noch ein wenig in die Fasanenstraße gestellt, um einem Filmprojekt zuzuschauen. Das wäre mir sonst nicht so schnell eingefallen.

Aber meine Minirente macht mir Angst. Ich bin in eine Versorgungslücke gefallen, die keiner versteht, die aber rechtmäßig ist. Versorgungsausgleich und BfA-Rente entfallen für mich, bis ich 65 bin. Mein Fehler: Ich bin vor 15 Jahren Beamtin geworden und nur auf diese Zeit habe ich jetzt Anspruch. Macht netto 950 Euro. Obwohl ich immer gearbeitet habe.

Wem erzähle ich meine Sorgen? Mein richtiges Tagebuch, welches auch Namen enthält, die ich hier nicht schreibe, habe ich auch immer irgendwie an irgendwen gerichtet; vielleicht an den lieben Gott, an den ich nicht glaube ... ich meine, an so einen festgeschriebenen Gott, aus Überlieferungen usw. Ich wünschte mir, es gäbe so einen übergeordneten Papi oder auch Mami. Ich wünsche mir, es gäbe einen "Himmel". Da würden denn alle warten. Denn einige kenne ich, die durchaus sagen würden zu mir: "Herzlich willkommen, Karin." Und bei denen ich mich geborgen fühlen würde. Aber schade, noch geht es mir nicht so schlecht, dass ich mir das einbilden könnte.

Sonntag, 18. März 2007

Wetter schlecht, sonst nichts

Heute war das Wetter schlecht. Trotzdem bin ich mit einer Freundin weggewesen. Es hat Spaß gemacht. Leider habe ich immer Angst, dass es mir schlechter gehen wird.

Samstag, 17. März 2007

Erster Eintrag

Hallo,

der 1. Eintrag ist wohl am schwersten. Was soll ich jetzt schreiben ...

Erst einmal gehe ich einkaufen; wohl nicht sehr interessant. Aber für mich ist jeder Einkauf jetzt nicht mehr etwas Alltägliches, das kann ich wohl sagen. Nicht, weil ich mich körperlich besonders schlecht fühle, sondern weil meine Prognose auf Leben nur 1 bis 5 Jahre sind. Ein halbes Jahr habe ich schon 'rum, seit mir das vom Krankenhaus gesagt wurde. Meine Ärztin allerdings schüttelt darüber den Kopf. Sie kennt eine, die lebt schon 10 Jahre ... mmh, wenn man bedenkt, dass ich eigentlich noch 30 Jahre eingeplant habe.

Karin